Erzählzauber: Wenn Momente auffliegen

9. August 2013

Ein unvergesslicher Augenblick: Ich stehe am Fuße des sich weit ausdehnenden, schüsselförmigen  Ngorongoro-Kraters an der Grenze zur Serengeti im nördlichen Hochland Tansanias. Just habe ich das vulkanische Schutzgebiet in einem Geländewagen auf einer Safari durchfahren dürfen, bisweilen Auge in Auge mit Löwen, Gnus und Zebras. Suchte ihre Empfindungen zu lesen, als ungebetener Eindringling in ihrem Revier, das sie mit erstaunlich vielen anderen Arten teilen. „Serengeti darf nicht sterben“, schoss es durch meinen Kopf …

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Ein unvergesslicher Augenblick: Ich stehe am Fuße des sich weit ausdehnenden, schüsselförmigen Ngorongoro-Kraters an der Grenze zur Serengeti im nördlichen Hochland Tansanias. Just habe ich das vulkanische Schutzgebiet in einem Geländewagen auf einer Safari durchfahren dürfen, bisweilen Aug in Auge mit Löwen, Gnus und Zebras. Suchte ihre Gedanken, ihre Empfindungen zu entschlüsseln, als ungebetener Eindringling in ihrem Revier, das sie mit erstaunlich vielen anderen Arten teilen. „Serengeti darf nicht sterben“, schoss es durch meinen Kopf …

Persönliches / Reportage und Porträt

… und ich erinnerte mich an den gleichnamigen legendären Dokumentarfilm des deutschen Zoologen, Tierschützers und Verhaltensforschers Bernhard Grzimek, der an diesem unwirklichen, den sieben Naturwundern Afrikas zugerechneten Ort, gedreht wurde. Im UNESCO-Weltnaturerbe gehen bereits seit den 1950er Jahren Naturschutz und Tourismus Hand in Hand. Reisende aus aller Herren Länder zücken ihre Fotoapparate und Bildtelefone, justieren große und kleine Objektive, auf der Jagd nach Giraffen, Nashörnern, einer vorbeigaloppierenden Büffelherde und riesigen, am Magadi-See lagernden Flusspferden und Flamingoschwärmen, während im Schatten des Vulkankraters und im Einklang mit den Wildtieren die halbnomadischen Massai ihre tägliche Weidewirtschaft betreiben.

Zwischen den Welten

Die enorme Weitläufigkeit des Hochplateaus, das von Savannen und kleinen, dichten Wäldern durchsät ist. Das durch die allmählich sich öffnende Wolkendecke schleierartig, wie durch ein feines Sieb gestreute, herabsinkende Sonnenlicht. Die sich stetig entwickelnde trockene Hitze, es geht auf Mittag zu. Ich stehe am Rande dieses einzigartigen Schauplatzes, versuche die Atmosphäre mit allen Sinnen aufzufangen und als Erinnerungsschätze einzulagern. Bereit, sie mitzunehmen und hinüberzutragen in die von der Ursprünglichkeit der Natur und des Lebens Lichtjahre entfernt scheinende westlich-zivilisierte Heminsphäre.

Eindrücke aufsammeln und an einem anderen Ort entladen. Sachdienliches Wissen wiedergeben, persönliche Erlebnisse und Gespräche aufleben und andere teilhaben lassen – das ist Aufgabe und  großes Privileg der Reportage. Gleich dem Porträt, das ein ganzheitliches Bild eines Menschen zu liefern versucht, bedient sie sich dabei der uralten Tradition des Erzählens.

Aus dem Innern in die Weite

Als freischaffender Journalist für Print und Hörfunk war ich eine Zeitlang selbst Jäger und Sammler von Informationen, Eindrücken und Menschen und habe Bericht erstattet: über Theateraufführungen, den Büchermarkt, Lesungen oder politisch-gesellschaftliche Themen – und eben ein Rehabilitations- und Ausbildungscenter unweit des Kilimandscharo. Zuletzt habe ich mich zum Online-Redakteur weiterbilden lassen. Noch halte ich es mir offen, ob ich eines Tages zurückkehre zur Zunft der Schreibenden, um im besten Falle meiner Leidenschaft für die großen Erzählformate persönlichen Ausdruck zu verleihen. In jedem Fall werde ich mich stets für lesenswerte Reportagen und Porträts begeistern und meine Lese-Reisen gerne mit anderen teilen.

Gedenkstein an Bernhard und Michael Grzimek am Ngorongoro-Krater in Tansania