Mit anderen Augen: Das Porträt

Was macht den Mensch zum Menschen? Ist es nicht seine Unverwechselbarkeit, die Spiegelung seines Wesens in Ausruck und Verhalten? Das, was ihn von anderen unterscheidet und wiedererkennen lässt? Gleichwie der Maler Strich um Strich, der Bildhauer Schlag um Schlag der porträtierten Person auf die Spur zu suchen kommt, kämpft die Schreiberin, kämpft der Schreiber Wort für Wort um dieses Ziel. Eine Verflechtung zwischen Kunst und Textform verrät ein Blick in die Historie.

Das Porträt: Einfühlsam. Facettenreich. Ganzheitlich.

Seinen Ursprung findet der Begriff Porträt in der Malerei (frz. portrait = Bildnis, Darstellung einer Person, meist als Brustbild). Doch während die Kunstrichtung in ihrer Wahl der Perspektive gefangen ist, erlaubt die textliche Darstellung präzise Betrachtungen aus allerlei Winkeln, Situationen und Zeitfenstern heraus. Wodurch eine differenzierte Auseinandersetzung entsteht, was die zu beschreibenden Personen umso lebendiger und glaubhafter erscheinen lässt.

Königliche Anfänge einer Königsdisziplin

Erst im 20. Jahrhundert erwächst die Darstellungsform Porträt zum eigenständigen journalistischen Genre. Seine literarischen Wurzeln hingegen gehen zurück bis ins zweite Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung und gründen im legendären Gilgamesch-Epos um den berühmten sumerischen König, dem wohl ersten literarischen Werk in der Menschheitsgeschichte überhaupt. Von seiner Anziehungskraft hat das passenderweise später selbst zur Königsdisziplin erhobene Porträt bis heute nichts verloren.

Friedrich Hebbel ,Porträt (1851)

 

Jeder Mensch trägt einen Zauber im Gesicht; irgendeinem gefällt er.

Friedrich Hebbel

-
1813 - 1863

> Mächtige Männer sind interessanter als Opfer >
Margrit Sprecher hat sich auf Porträts spezialisiert. Die vielfach ausgezeichnete Schweizer Journalistin gewährt Einblicke in ihre Arbeitsweise und erklärt, was gute Texte auszeichnet. Ein Werkstattgespräch mit Frank Meyer in Deutschlandfunk Kultur (26.05.2020) zum Nachhören. 

> Porträt eines Porträt-Journalisten >
 Beobachten zählt zu den  Kernaufgaben von Porträtisten. Wie nah kommen sie der Wahrheit, wie weit geht ihre Interpretation? Anlass, sie einmal  selbst unter Beobachtung zu stellen. Eine Kolumne von Samira El Quassil in uebermedien.de (10.06.2019) zum Nachlesen. 

Ein gelungenes Porträt ...

  • ist anschaulich, mitfühlend und weckt Verständnis
  • passt stilistisch zum porträtierten Menschen
  • präsentiert eine Person aus vielen Perspektiven
  • erklärt Motive, Gedanken und Handlungsmuster
  • stellt Stärken und Schwächen heraus
  • ist im Präsens verfass und dramaturgisch gestaltet
  • deckt Erfolge und Misserfolge auf
  • lässt Aussagen / Meinungen anderer zu
Mit anderen Augen: Das Porträt
  • ist anschaulich, mitfühlend und weckt Verständnis
  • passt stilistisch zum porträtierten Menschen
  • präsentiert eine Person aus vielen Perspektiven
  • erklärt Motive, Gedanken und Handlungsmuster
  • stellt Stärken und Schwächen heraus
  • ist im Präsens verfass und dramaturgisch gestaltet
  • deckt Erfolge und Misserfolge auf
  • lässt Aussagen / Meinungen anderer zu
Mit anderen Augen: Das Porträt

Schluss-Worte

Francis Bacon, Porträt (1617)


Die Sprache gehört zum Charakter des Menschen.

Francis Bacon

-
1561 - 1626
William Shakespeare


Aller Menschen Gesichter sind ehrlich, wie auch ihre Hände beschaffen seien.

William Shakespeare

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1564 - 1616